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Ernährung

Zölikaie, Weizenallergie, Glutenintensitivität



Wie trenne ich die Spreu vom Weizen?

Vor einigen Jahren war das Angebot für glutenfreie Lebensmittel noch stark eingeschränkt und nur in Spezialgeschäften erhältlich. Wer heute durch die Regale von Supermärkten schlendert, bekommt den Eindruck, dass sich der Bedarf an glutenfreien Produkten deutlich erhöht hat. Doch ist dem tatsächlich so? Und wer ist auf diese Produkte überhaupt angewiesen? Eine Gruppe von Menschen profitiert konkret von glutenfreien Backwaren, Nudeln und anderen Getreideprodukten: alle mit einer nachgewiesenen Zöliakie!


Wenn Gluten den Darm stresst

Zöliakie

Das ist eine schwerwiegende Autoimmunerkrankung, deren einzig wirksame Therapie auf einem lebenslangen strengen Verzicht von Gluten fußt. Da sich eine Zöliakie in vielen Fällen durch unspezifische Symptome zeigt, wird eine hohe Dunkelziffer von Betroffenen vermutet.

Um diese Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren, werden spezifische Antikörper im Blut nachgewiesen. Eine endgültige Bestätigung erfolgt bei positivem Bluttest durch eine Untersuchung der Dünndarmschleimhaut. Allerdings funktioniert dieser Nachweis nur, wenn Gluten, das Klebereiweiß aus heimischen Getreidesorten, auch regelmäßig verzehrt wird. Und genau darin liegt das Problem, wenn immer mehr Menschen eine selbst auferlegte glutenfreie Diät einhalten. Eine Zöliakie lässt sich dann nicht mehr nachweisen!

Deshalb darf mit einer glutenfreien Diät erst nach sicherer Diagnose bzw. sicherem Ausschluss einer Zöliakie begonnen werden. Werden glutenhaltige Produkte nur selten oder in zu kleiner Menge verzehrt, muss sogar vor dem Bluttest und der Darmspiegelung eine regelrechte Glutenbelastung erfolgen.

WISSENSWERT | Mit dem Nachweis einer Zöliakie ist eine langfristige ernährungstherapeutische Begleitung unbedingt erforderlich, da eine glutenfreie Ernährung deutliche Nachteile und sogar Gesundheitsrisiken birgt.

Weizenallergie

Bedingt profitieren auch Weizenallergiker von dem Angebot glutenfreier Produkte. Nur sind diese nicht in gleichem Maße darauf angewiesen wie Zöliakiebetroffene, weil sie auch auf 100-prozentige Roggenbrote ausweichen können. Dinkel, Grünkern und andere „Urformen“ des Weizens sind dagegen keine Alternative, denn diese unterscheiden sich allergologisch nicht vom Weizen.

Weizenallergien treten vor allem im Kleinkindalter auf und äußern sich durch allergische Reaktionen, die in einem engen zeitlichen Rahmen nach dem Verzehr von Weizen auftreten.

Der erste Schritt für eine seriöse Diagnose ist die Bestimmung sogenannter IgE-Antikörper. Allerdings reicht der Nachweis dieser Antikörper nicht aus: Es müssen auch allergische Reaktionen nach dem Weizenverzehr nachweisbar sein.

Die meisten frühkindlichen Weizenallergien verschwinden wieder, sodass Schulkinder nur noch selten betroffen sind. Auch Weizenallergiker müssen ernährungstherapeutisch gut beraten und betreut werden.

WISSENSWERT | Eine Sonderform der Weizenallergie ist die weizenabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie. Bei dieser kommt es nur in Kombination mit körperlicher Anstrengung oder anderen Verstärkerfaktoren zum Auftreten allergischer Reaktionen.

Glutensensitivität

Die sogenannte Glutensensitivität gilt als eine derzeitige Modediagnose. Sie ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Angebot an glutenfreien Produkten so dramatisch zugenommen hat. Betroffene meiden Gluten, weil sie eine glutenfreie Ernährung für gesünder halten oder mit weniger (Darm-)Beschwerden verbinden.

Verantwortlich für die Besserung der Beschwerden ist in der Regel allerdings nicht der Verzicht auf Gluten, sondern die Kostumstellung, auch zugunsten einer getreideärmeren Ernährung.

WISSENSWERT | Es existiert kein anerkannter Labortest, um eine Glutensensitivität spezifisch nachzuweisen. Umso wichtiger ist es, eine Zöliakie sicher auszuschließen. Denn diese bliebe unter einem weitgehenden Verzicht auf Gluten sonst unerkannt.

Eine Glutenmeidung empfiehlt sich nur bei medizinisch gesicherter Diagnose und mit ernährungstherapeutischer Betreuung. 

 

Autor/Dr. rer. medic. Imke Reese (München)

Leiterin DGE-Arbeitsgruppe ˝Ditetik in der Allergologie˝, Schwerpunkt Allergologie