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Epidemie Adipositas: Deutliche Mehrheit der Politiker ahnungslos

Die Epidemie Adipositas nimmt in Deutschland ständig zu: 53 % der Frauen und 67,1 % der Männer sind übergewichtig, 23,9 % bzw. 23,3 % sogar adipös – Tendenz steigend (Bundesgesundheitsblatt 2013 – 56: 786-794).

Doch anstatt etwas dagegen zu unternehmen, wurde gerade von der Politik das für diese Legislaturperiode geplante Präventionsgesetz bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Zudem will die Bundesregierung nun auch noch die Finanzierung des Kompetenznetzes Adipositas einstellen.

Diese Fehlentscheidungen werden verursacht, da unsere Politiker, was das Wissen über Verbreitung und Gefahren der Adipositas angeht, ahnungslos sind. Eine aktuelle und vergleichende Erhebung der Europäischen Adipositas-Gesellschaft (EASO) bringt es an den Tag: 93 % der befragten Politiker wissen nicht, wie viele Deutsche von Übergewicht und Adipositas betroffen sind.

Etwa 80 % der für die Studie befragten Entscheidungsträger schätzen die Anzahl der Menschen mit Übergewicht in Deutschland viel zu gering ein. Die Definition von Adipositas anhand des Body-Mass-Index* kannten lediglich 13 %.

Übergewicht bei gleichzeitigem Bewegungsmangel gilt als Hauptauslöser von Diabetes mellitus, Herzinfarkt und Schlaganfall. Und genau diese Erkrankungen nehmen bei uns stetig zu. In der Folge explodieren die Kosten für unser Gesundheitssystem.

Doch statt das Problem Übergewicht und Adipositas flächendeckend anzugehen, werden notwendige Präventionsmaßnahmen verschoben und nachweislich effektive Programme wie das Bodymed-Ernährungskonzept weder von der Politik, noch von allen Krankenkassen umfassend unterstützt.

Die aktuelle S3-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“, welche von allen wichtigen Fachgesellschaften (DDG, DAG, DGE, DGEM) herausgegeben wurde, belegt die Überlegenheit des Bodymed-Konzeptes gegenüber klassischen Abnehm-Programmen: Während mit diesen Programmen nach einem Jahr nur Gewichtsabnahmen von im Mittel drei bis fünf Kilo erzielt werden konnten, war die Gewichtsabnahme mit dem Bodymed-Ernährungskonzept mit 9,8 Kilo etwa doppelt so hoch.

Eine Untersuchung des Institutes für Empirische Gesundheitsökonomie in Burscheid („Kosteneffektivität verschiedener Programme zur Gewichtsreduktion bei adipösen Diabetikern“, Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement Vol. 19, 214 Seite 79-84) kommt zu dem Schluss:
„Insgesamt zeigt diese Modellierung, dass das Bodymed-Ernährungskonzept anderen Programmen zur Gewichtsreduktion überlegen ist, da es mit den geringsten Kosten die höchste Effektivität aufweist“.

Es ist vermutlich nur durch Unwissenheit zu erklären, dass viele Krankenkassen die Bezuschussung der Schulungsmaßnahmen im Bodymed-Ernährungskonzept verweigern, dagegen eigene Programme, welche laut Leitlinie deutlich ineffektiver sind, finanziell unterstützen.

Doch einige kleinere Betriebskrankenkassen, aber auch die Knappschaftskrankenkasse bilden hier eine erfreuliche Ausnahme. Bei entsprechender Qualifikation des Anbieters werden die Schulungsmaßnahmen nach dem Bodymed-Ernährungskonzept nach Antragstellung zumindest teilweise erstattet.

Es bleibt zu hoffen, dass sich immer mehr Krankenkassen diesem Vorbild im Interesse ihrer Versicherten anschließen. Durch die Förderung des Leitlinien-zertifizierten Bodymed-Ernährungskonzeptes durch die Krankenkassen könnten nicht nur langfristig viele Folgeerkrankungen der Adipositas vermieden und damit Kosten im Gesundheitssystem gespart werden, es könnte so auch verhindert werden, dass die Betroffenen unnötig Geld für unseriöse Angebote wie sogenannte Hollywood-Diäten oder Hormonkuren ausgeben und in Einzelfällen mehr Schaden als Nutzen davon tragen.

Es bleibt daher zu hoffen, dass sich unsere „Entscheidungsträger“ zunehmend objektiv – z. B. in den entsprechenden Leitlinien – informieren, bevor sie ihre Entscheidungen treffen.

*Zur Berechnung des Body Mass Index (BMI) wird das aktuelle Körpergewicht und die Körpergröße benötigt. Das Körpergewicht wird durch die Körpergröße zum Quadrat geteilt. Formel: BMI = Körpergewicht/(Körpergröße)².

Übergewicht ist definiert ab einem BMI von 25 kg/m², Adipositas ab einem BMI von 30 kg/m² (WHO, 2000).

Untergewicht: BMI < 18,5 kg/m²
Normalgewicht: BMI 18,5 - 24,9 kg/m²
Übergewicht: BMI 25,0 - 29,9 kg/m²

Adipositas Grad I: BMI 30,0 - 34,9 kg/m²
Adipositas Grad II: BMI 35,0 - 39,9 kg/m²
Adipositas Grad III: BMI ≥ 40 kg/m²