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Medizinische Fachartikel

Essen Sie, was Ihnen schmeckt …? Welche Ernährung ist bei Krebserkrankungen wirklich sinnvoll?

Eine bewusste Ernährung stellt neben Operation, Strahlen- und Chemotherapie eine vierte Säule der Krebstherapie dar. Sie ist eine wertvolle Unterstützung der Krebstherapie und als mündiger Patient sollte man sich eine speziell der Erkrankung angepasste Ernährung unbedingt zunutze machen.

Zu den Hauptrisikofaktoren für Krebs gehören: Alter, Rauchen, Schadstoffe, familiäre Veranlagung, Virusinfektionen wie Hepatitis B (Leberkrebs) und Fehlernährung mit Übergewicht. Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization/WHO) berichtete bereits 2005, dass etwa 30 Prozent aller Krebserkrankungen auf die Ernährung zurückzuführen sind. Damit nimmt die Ernährung etwa den gleichen Stellenwert als Risikofaktor wie Tabakrauchen ein.

Das Bauchfett spielt dabei eine entscheidende Rolle, da es Entzündungsbotenstoffe bildet, die ursächlich für die Krebsentstehung verantwortlich gemacht werden. Daher gilt bei bestehendem Übergewicht eine Gewichtsabnahme mit Reduktion des Körperfetts (insbesondere des Bauchfetts) als eine vorbeugende Maßnahme gegen Krebserkrankungen.

 

Risikofaktor Mangelernährung

Etwa 20 Prozent der Todesfälle bei Krebserkrankungen sind nicht die direkte Folge des Tumorleidens. Vielmehr sind sie auf Mangelernährung und die daraus resultierende krankhafte Abmagerung (Kachexie) zurückzuführen. Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Mangelernährung und der Verminderung der Überlebenszeit. Dabei geht insbesondere der Verlust von Körpereiweiß (Muskulatur) mit einer ungünstigen Prognose einher.

Zur Vermeidung einer Mangelernährung bzw. Kachexie sollte die Betonung auf der Zufuhr von hochwertigem Eiweiß liegen. Die Aufnahme von Kohlenhydraten sollte hingegen zugunsten hochwertiger Fette limitiert werden. Der Vorteil: Der Tumor wird nicht mit Kohlenhydraten „gefüttert“ – Fett und Eiweiß als Energielieferanten kann er nicht oder nur sehr eingeschränkt verwerten.

 

Auf die richtige Ernährung kommt es an

1. Eiweiß (Protein):
Hochwertiges Eiweiß ist nicht nur für den Muskelaufbau und das Gewebe, sondern auch für den Stoffwechsel und vor allem für das Immunsystem wichtig. Einer Mangelernährung kann durch eine erhöhte Eiweißzufuhr vorgebeugt und gegengesteuert werden. Denn: Proteine tragen zur Erhaltung bzw. zur Zunahme von Muskelmasse bei.

Gut zu wissen: Bei der Eiweißzufuhr auf hochwertige Eiweißquellen achten. Shakes zur Ergänzung der Ernährung sollten einen hohen Anteil an Molkeneiweiß enthalten.


2. Kohlenhydrate:
Da eine kohlenhydratbetonte Ernährung über die Erhöhung des Insulinspiegel das Wachstum von Krebszellen fördern kann und zudem solide Tumore (Tumore mit festem Gewebe wie Karzinome, Sarkome) insbesondere Kohlenhydrate bevorzugt zur Energiegewinnung nutzen, ist eine kohlenhydratlimitierte Ernährung von Vorteil.

Einzelne Studien zeigen weiterhin, dass eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten und vielen hochwertigen Fetten das Tumorwachstum bestimmter Krebsarten möglicherweise verlangsamen und die Effektivität der Krebstherapie steigern kann.


3. Fett:
Neben der Erhöhung der Eiweißzufuhr ist ebenso die Erhöhung der Fettzufuhr wichtig. Der Grund: So werden ausschließlich gesunde Zellen ernährt, da der Tumor Eiweiß und Fett nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Energiegewinnung nutzen kann. Durch die verringerte Aufnahme von Kohlenhydraten und den gleichzeitig erhöhten Verzehr von hochwertigen Fetten stellt der Körper auf Ketose um.

Gut zu wissen: Als Ketose bezeichnet man eine Stoffwechsellage, bei der vorwiegend aus Fett gebildete Ketonkörper zur Energiebereitstellung genutzt werden. Hierzu muss die Kohlenhydratzufuhr limitiert werden. Die ketogene Stoffwechsellage sollte zeitlich befristet werden, gleichzeitig ist über eine ausreichende Energiezufuhr (Fett) eine Gewichtsabnahme unbedingt zu vermeiden.

 

Die Ernährungsempfehlung auf einen Blick

  • Reichlich hochwertiges Eiweiß:
    1,2 bis 1,5 g pro kg Körpergewicht und Tag – in Abhängigkeit von Ihrem individuellen Ernährungsstatus sogar bis zu 2 g pro kg Körpergewicht und Tag.

  • Kohlenhydrate limitieren:
    Wird bei gutem Ernährungsstatus eine ketogene Stoffwechsellage angestrebt, muss zur Vermeidung einer Gewichtsabnahme die Eiweiß- und auch die Energiezufuhr durch hochwertige Fette erhöht werden.

  • Reichlich hochwertiges Fett:
    80 bis 100 g pro Tag überwiegend aus einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, zum Teil auch gesättigte Fette – Vermeidung von gehärteten Fetten/Transfetten (Fertigprodukte, Wurstwaren etc.).

  • Vitalstoffreich mit Betonung auf Gemüse:
    Obst ist aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts eher ungünstig. Empfehlenswert sind zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel, welche reich an sekundären Pflanzenstoffen sind.


„Essen Sie, was Ihnen schmeckt …“ Überdenken Sie diese Aussage und besprechen Sie sich mit Ihrem Arzt des Vertrauens. Denn eines ist sicher: Bei Krebserkrankungen kann eine bewusste Ernährung nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch die Lebenszeit verlängern.

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